Design

Expertenmeinung: Das gibt es bei der Planung eines Fitnessstudios zu beachten

Die Atmosphäre in Fitnessstudios entscheidet maßgeblich darüber, ob sich Mitglieder dauerhaft wohlfühlen. Wir haben einige Experten befragt, was es bei der Planung zu beachten gilt und was derzeit in Sachen Interior und Materialien angesagt ist.

Reinhold Stärk, Geschäftsführer Famoso GmbH + Co. KG

Nachgefragt bei Reinhold Stärk, Geschäftsführer Famoso GmbH + Co. KG

BODYMEDIA: Was hat sich bei der Studioplanung und Gestaltung im Vergleich zu früher verändert?

Reinhold Stärk: Im Gegensatz zu früher, wo oft nur Krafttrainings- und einige Cardiogeräte in Studios anzutreffen waren, bieten heute die modernen Fitnessstudios eine breite Palette von Geräten und Trainingsmöglichkeiten an. Diese verschiedenen Bereiche verlangen dadurch auch ein flexibles und funktionelles Raumlayout. Hinzu kommen die Integration moderner Technologien, einschließlich z. B. vernetzter Geräte etc.

Die oft nüchterne Atmosphäre eines Studios von früher ist einer Gestaltung gewichen, die verstärkt Wert auf Ästhetik, Beleuchtung und Atmosphäre legt, um eine positive und angenehme Umgebung zu schaffen, die die Motivation fördert.

Auch das Thema Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle – viele Fitnessstudios investieren in umweltfreundliche Materialien und energiesparende und somit kostenreduzierende LED-Beleuchtungen.

Bildquelle: © Famoso GmbH + Co. KG

Bernd Seifermann, Geschäftsführung PINTER Möbel + Objektbau GmbH & Co. KG

Zwei Fragen an Bernd Seifermann, Geschäftsführung PINTER Möbel + Objektbau GmbH & Co. KG

BODYMEDIA: Welche Materialien sind derzeit angesagt und für die hohe Belastung im Studio besonders geeignet?

Bernd Seifermann: Materialien wie HPL (High Pressure Laminate), Purenit und FENIX NTM bieten eine Kombination aus hoher Belastbarkeit, Ästhetik und Hygieneanforderungen. Ihre Vielseitigkeit und Langlebigkeit machen sie zu einer Investition in die langfristige Wertigkeit der Studios.

HPL hat eine hohe Widerstandsfähigkeit, ist kratzfest, wasserabweisend und antibakteriell, was es ideal für z. B. Bänke und Theken macht.

Purenit ist speziell für Umgebungen mit erhöhtem Feuchtigkeitsrisiko konzipiert, wie Umkleiden und Duschen.

Durch die Nanotechnologie von FENIX NTM lassen sich Mikrokratzer einfach entfernen. Die Oberfläche ist matt, weich und geschmeidig. Sie zeigt keine Fingerabdrücke und minimiert Staubbildung durch antistatische Eigenschaften, wodurch der Reinigungsaufwand drastisch reduziert wird.

BODYMEDIA: Die Umkleiden sind ein wichtiger Bereich in einem Fitnessstudio. Was gilt es hier bei der Planung und Umsetzung zu beachten? Welche Faktoren zeichnen eine moderne und zugleich funktionale Umkleide aus?

Bernd Seifermann: Für eine effektive Planung der Umkleiden ist eine gründliche Analyse der Gegebenheiten unerlässlich. Die Gestaltung der Durchgangswege muss sowohl funktional als auch ästhetisch mit dem Raumdesign harmonieren. Flexibilität bei der Montage ermöglicht Anpassungen, während Überlegungen zur Außeneinsicht und potenzieller Sichtschutz das Nutzerwohl steigern.

Eine moderne Umkleide erfordert die richtige Auswahl von Dekor, Farben und einem einheitlichen Stil. Akzente wie Tapeten, Wandbilder, Spiegel und optimale Beleuchtung schaffen eine einladende Atmosphäre. Spinde mit intelligenten Schließsystemen mit z. B. Chip oder App bieten Sicherheit und Komfort. Die Mitglieder können sich vollkommen auf ihr Training konzentrieren.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

Bildquelle: © PINTER Möbel + Objektbau GmbH & Co. KG

Andreas Göß, Key Accout Manager Peter Ruppel GmbH & Co. KG

Einschätzung von Andreas Göß, Key Accout Manager Peter Ruppel GmbH & Co. KG

BODYMEDIA: Was gilt es bei der Planung aus betriebswirtschaftlicher und nutzungsorientierter Sicht zu beachten?

Andreas Göß: Heutzutage werden Fitnessstudios nicht mehr nur als reiner Trainingsort angesehen, sondern das allgemeine Ambiente sowie die optische Gestaltung der Trainings- und Nutzungsflächen haben für den Kunden eine wichtige Bedeutung. Aufgrund dessen ist der erste optische Eindruck des Kunden bereits mitentscheidend für den Vertragsabschluss und stellt einen nicht zu unterschätzenden Multiplikator in Bezug auf die Abgrenzung zum Wettbewerb dar.

Unabhängig von der Kundenwahrnehmung entstehen aus einer optimalen Planung der Raumausstattung sowie der Geräteauswahl und deren Aufteilung weitere positive betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte, da unnötige Kosten und möglicher Aufwand durch Veränderung oder sogar Austausch und Umbauten vermieden werden können.

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BODYMEDIA: Worauf legen Clubbetreiber bei der Planung eines Studios am meisten Wert? Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht?

Andreas Göß: In Bezug auf das Rauminterieur sind bei den Premiumclubs exklusive Materialien mit hoher Belastbarkeit und ein ausgefallenes Design von großer Bedeutung. Ungeachtet dessen stehen auch die Kosten auf dem Prüfstand, weshalb wir als Produzent maximales Einsparpotenzial aus der Konstruktion der Elemente ziehen.

Bei den Discountstudios wird vielmehr auf einfachere Materialien gesetzt, da das Interieur in Serie gefertigt und auf vielen Flächen ausgerollt wird. Trotz des geringeren Investitionsvolumens wird eine angemessene Belastbarkeit gewünscht sowie ein massentaugliches Design erstellt.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

Bildquelle: © Peter Ruppel GmbH & Co. KG

Steffen Altinger, Key Account Manager Tarkett Holding GmbH

Kurzinterview mit Steffen Altinger, Key Account Manager Tarkett Holding GmbH

BODYMEDIA: Welche Fehler gilt es bei der Studioplanung unbedingt zu vermeiden, z. B. bezüglich der Raumaufteilung? Wie sieht der ideale Grundriss eines Studios aus?

Steffen Altinger: Aus Sicht des Bodenexperten können wir nur dazu raten, unterschiedliche Beläge je nach Studiobereich einzusetzen. Denn nur so werden optische Gesichtspunkte und funktionale Aspekte in Einklang gebracht.

Ein nach Einsatzort maßgeschneiderter Fußboden kann die Performance erheblich verbessern, sei es durch optimale Dämpfungseigenschaften, rutschfeste Oberflächen wie bei unserem Nassraumkonzept oder die Reduzierung von Verletzungsrisiken.

In der Regel kommen für ca. 70 bis 80 % der Flächen Designböden infrage, beispielsweise im Geräte- und Empfangsbereich, im Loungebereich oder in den Umkleiden. Spielt die Elastizität des Bodens eine Rolle, wie z. B. in den Kursräumen, so kommen Tarkett-Omnisports-Böden in Betracht. Hier schaden nämlich zu harte Böden dem Körper. Zu weiche Böden wiederum beeinträchtigen die Stabilität und Balance.

BODYMEDIA: Welche Materialien sind derzeit angesagt und für die hohe Belastung im Studio besonders geeignet?

Steffen Altinger: Studios im Premiumbereich gleichen heutzutage regelrechten Wellnessoasen. Kunden und Mitarbeiter sollen sich gleichermaßen wohlfühlen. Damit verbunden sind authentische, naturnahe Räume, also der Megatrend zur Biophilie, den man auch in der Hotellerie, der Gastronomie und dem Ladenbau findet.

Ideal dazu passt unser Designboden iD Inspiration mit seinen Naturals Designs. Diese sind mit ihrer Tektanium-Oberfläche nicht nur maximal widerstandsfähig und leicht zu reinigen. Sie sind auch in optischer Hinsicht einzigartig auf dem Markt: Auf einer Fläche von bis zu 12 m² gibt es keine Dekorwiederholung. Bis zu 50 unterschiedliche Planken bei einem Dekor ergeben ein naturnahes Flächenbild. Das ist ein riesiger Fortschritt gegenüber Standardprodukten, deren Dekore sich bereits nach 3 m² wiederholen.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

Bildquelle: © Tarkett Holding GmbH

Dustin Kuhl, Geschäftsführer Fifty Fifty Design

Kurzinterview mit Dustin Kuhl, Geschäftsführer Fifty Fifty Design

BODYMEDIA: Welche Trends sind in Sachen Architektur, Einrichtung, Farben und Gestaltung von Fitnessstudios derzeit erkennbar?

Dustin Kuhl: Trends in der Architektur und hier insbesondere in der Innenarchitektur sind wie auch in der Mode geprägt von stetigen Einflüssen und daraus resultierenden Veränderungen.

Speziell in der Fitnessbranche sehe ich momentan eigentlich zwei Trends, die parallel zueinander ihre jeweils eigene Berechtigung haben und entsprechend der jeweiligen Zielgruppe funktionieren: Zum einen ein klarer Trend zu Fitnessbereichen, die viel mit dunklen Farben und indirekter Beleuchtung sowie LED und Neonbeleuchtung arbeiten.

Wandflächen und Decken sind meistens in dunklem Anthrazit oder Schwarz gehalten. Durch den Einsatz von Neonschriften, Leuchtröhren und farbwechselnden Lichtinszenierungen sind diese Bereiche gestalterisch angelehnt an die Gestaltung von Nachtclubs im Entertainmentbereich.

Ziel ist es, das Mitglied in eine ganz eigene, in sich geschlossene „Welt“ zu entführen, in der man für eine bestimmte Zeit komplett abtauchen kann. Kursräume, Functional- und Freihantelbereiche sind Räume, bei denen dieses Konzept verstärkt zum Einsatz kommt.

Parallel dazu gibt es aber auch einen klaren Trend zu Fitnessflächen, die gestalterisch hell gehalten sind. Hier dominieren warme Erdtöne in Beige und Creme. Möbel, die, inspiriert von Lobbybereichen in Hotels, dem Mitglied ein Gefühl von „zu Hause“ vermitteln.

Ziel ist es, für die Mitglieder einen Raum zu schaffen, in dem sie sich gerne aufhalten und gerne Zeit verbringen. Nicht nur während des Trainings, sondern auch danach.

Auch interessant: Studioplanung Schritt für Schritt

BODYMEDIA: Was gilt es bei der Planung und Umsetzung zu beachten um den Anforderungen eines modernen Fitnessstudios mit toller Atmosphäre und schönem Design gerecht zu werden?

Dustin Kuhl: Ich bin der Meinung, dass hier vor allem zwei Faktoren ausschlaggebend sind: Als Erstes sollte man sich seiner Zielgruppe und deren Wünsche und Anforderungen bewusst werden. Wen möchte ich ansprechen? Spreche ich gezielt eine jüngere Zielgruppe an, können die Flächen viel trendiger, mutiger und unkonventioneller gestaltet werden. Gestalterische Themenwelten vor allem in Functional- und Freihantelbereichen sind hier sehr spannend.

Wer eine Zielgruppe in einem gesetzteren Alter ansprechen möchte, sollte beachten, dass hier der Wohlfühlfaktor eine viel größere und entscheidendere Rolle spielt. Betreiber sollten sich die Frage stellen, welche „gestalterische Welt“ bei ihrer Zielgruppe am besten funktioniert.

Im zweiten Schritt sollte man die Bereiche und Flächen klar strukturieren. Wo findet bei mir im Club welches Training statt? Welche Fitnessbereiche passen thematisch am besten zueinander? Ich bin der Meinung, es schafft eine besondere Atmosphäre, wenn man jedem einzelnen Fitnessbereich einen gestalterisch besonderen Schwerpunkt gibt und dabei dennoch in Sachen Design ein „roter Faden“ in der gesamten Anlage zu erkennen ist.

BODYMEDIA: Vielen Dank für das Interview.

Bildquelle: © Fifty Fifty Design

Bildquelle Header: © move_Marbach

Der Autor

  • Constantin Wilser

    Constantin Wilser ist seit 2006 in der Fitnessbranche als Redakteur tätig. Davor absolvierte er sein Bachelor-Studium der Sportwissenschaften am KIT in Karlsruhe. Seit 2019 ist er Bestandteil des BODYMEDIA-Redaktionsteams. Seit Anfang 2023 ist er Chefredakteur. In seiner Freizeit trainiert der Fußball-Fan gerne im Studio, geht laufen oder fiebert im Fußball-Stadion mit.

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